Zusammenfassung Langzeitwirksame Methylphenidatpräparate mit einer zweistufigen Freisetzungsdynamik (Stufe 1: rasch; Stufe 2: verzögert) erlauben eine morgendliche Einmalgabe und werden so der Unterstützung von Schulkindern mit ADHS besser gerecht. Das diesbezüglich erste deutsche Arzneimittel (Medikinet® Retard 20 mg) sollte daher auf seine Wirksamkeit und Verträglichkeit geprüft werden. In einer plazebokontrollierten, randomisiert-parallelen, doppelblinden, multizentrischen Studie wurden 85 normal intelligente Kinder (Alter 6–16 Jahre, Diagnose ADHS) untersucht. Die Dauer der Behandlung mit Medikinet Retard (n = 43) bzw. Plazebo (n = 42) betrug 4 Wochen mit wöchentlichen Visiten und einer wöchentlichen Titrierung. Hauptzielkriterium war die Symptomatik im Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (FBB-HKS durch die Lehrer) im Vergleich der Woche 0 (Anfangswert) gegenüber der Woche 4 (Endwert). Unerwünschte Ereignisse und unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) sowie laborchemische und kardiovaskuläre Parameter wurden erfasst und EEG, internistische und neurologische Untersuchung durchgeführt. Es zeigte sich eine deutlich positive Medikamentenwirkung (U-Test: p <0,001). Die Effektstärke der Veränderungen lag bei d = 1,03. Die Dauer der Wirksamkeit hielt für das langzeitwirksame Methylphenidat meistens den gesamten Schulvormittag an. Die Verträglichkeit von Medikinet Retard wurde von Eltern, Patienten und Ärzten als gut bis sehr gut eingeschätzt. Damit liegen im deutschsprachigen Raum erstmals Daten für eine erfolgreiche Symptomreduktion und gute Verträglichkeit eines langzeitwirksamen Methylphenidatpräparates (Medikinet Retard) vor. Die zweistufige Freisetzungsdynamik erlaubt eine praxistaugliche morgendliche Einmalgabe.