Signifikante Verbesserungen in der Technik der RNA-in-situ-Hybridisierung (RNA-ISH) in den zurückliegenden 5 Jahrzehnten haben neue Anwendungsfelder als attraktive Erweiterung zum diagnostischen Standardportfolio eröffnet. Im Gegensatz zu früheren Anwendungen sind aktuelle bDNA-Methoden höchst sensitiv und erlauben den Nachweis einzelner Moleküle am formalinfixierten und in Paraffin eingebetteten Gewebe ohne zusätzlichen Aufwand im Labor, da die Tests auf gängigen Laborautomaten laufen und im Lichtmikroskop ausgewertet werden können. Gegenüber molekularen Methoden wie RT-PCR oder Whole-genome-Analysen bleibt bei RNA-ISH die Gewebemorphologie erhalten und bietet so den entscheidenden Vorteil der Lokalisation der Zielzellen im Gewebe. Dieser Vorteil zeigt sich besonders bei sekretierten Proteinen und der Expression der Zielsequenz in mehreren Zelltypen. Erste klinische Studien haben RNA-ISH bereits erfolgreich zur Patientenselektion eingesetzt mit dem Ziel der Entwicklung zum „companion diagnostic“. Neben dem Einsatz als Komplementärverfahren bei Entwicklung neuer Immunhistochemie(IHC)-Protokolle und als Ergänzung oder Alternative zur Immunhistochemie im Routineportfolio kommen durch die spezifische Nachweismöglichkeit von nichtcodierenden RNA-Spezies sowie Mutations- und Splicevarianten der RNA-in-situ-Hybridisierung eine besondere Bedeutung dort zu, wo geeignete Alternativen fehlen. Die insgesamt komplexere Anwendung erfordert neben der Entwicklung standardisierter Vorgehensweisen die Einbindung des Pathologen bei der Etablierung neuer Anwendungen und bei der Befundung in der Routinediagnostik. Der vorliegende Artikel spannt den Bogen über die technische Entwicklung der RNA-in-situ-Hybridisierung bis hin zu aktuellen Anwendungsmöglichkeiten und berücksichtigt dabei die Erfahrungen der Autoren mit der Anwendung der Methodik in einem klinischen Auftragsforschungslabor.