Fragestellung: Die Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) und Neurodermitis sind häufige Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters von fächerübergreifender Versorgungsrelevanz. Seit Jahren wird ein möglicher Zusammenhang von Erkrankungen des atopischen Formenkreises und ADHS diskutiert. Methodik: Anhand von je zwei Querschnittsstudien und Geburtskohortenstudien analysierten wir den Zusammenhang von Neurodermitis und ADHS unter Berücksichtigung von Umwelt- und Lifestylefaktoren sowie atopischen Komorbiditäten. Zur Quantifizierung der Assoziation von aktueller oder früherer Neurodermitis und ADHS wurden eine Meta-Analyse durchgeführt unter Verwendung für Alter, Geschlecht und atopische Komorbidität adjustierter Odds Ratios (OR). Ergebnisse: Unsere Daten deuten konsistent auf eine von Umweltexpositionen, soziodemographischen Faktoren und Komorbiditäten unabhängige Assoziation von Neurodermitis und ADHS (OR [95 %] 1.43 [1.25–1.64]) hin, wobei insbesondere die frühkindliche Neurodermitis mit einer späteren Manifestation von ADHS-Symptomen assoziiert zu sein scheint. Schlafstörungen aufgrund der Neurodermitis scheinen für die Assoziation relevant zu sein. Diskussion: Neue epidemiologische Studien deuten konsistent auf eine Assoziation von Neurodermitis und ADHS hin. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit früherer oder aktueller Neurodermitis die Diagnose ADHS oder klinische ADHS-Symptome aufweist, ist um etwa 43 % erhöht. Nun gilt es die Mechanismen zu erforschen, die der Assoziation von Neurodermitis und ADHS zugrunde liegen. In der Perspektive könnten darauf aufbauend gezielt Therapie- und Präventionsstrategien entwickelt werden.