Traumatische Frakturen der nicht degenerativ veränderten thorakalen und lumbalen Wirbelsäule treten bei Verletzungen mit hoher kinetischer Energie auf. Zur Einteilung wird aktuell die AO-Spine-Klassifikation genutzt. Die Darstellung der Kriterien, die eine konservative Behandlung mittels orthetischer Versorgung erlauben, und der Vergleich mit Behandlungsergebnissen konkurrierender Methoden sind Ziele dieser Arbeit. Es erfolgte eine Literaturrecherche nach dem PRISMA-Protokoll (Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses) in PubMed, ScienceDirect, Cochrane und Google Scholar. Es wurden 118 potenziell bedeutsame Publikationen gefunden, von denen 16 prospektive Arbeiten wie folgt analysiert wurden: Das Verzerrungsrisiko wurde mit dem RoB2-Tool (Cochrane Risk of Bias Tool in der zweiten Version) bzw. nach ROBINS‑I (Risk Of Bias In Non-randomised Studies of Interventions) sowie der Evidenzlevel nach AHCPR (Agency for Health Care Policy and Research) beurteilt. Bei traumatischen Frakturen (AOS-Typen A0–A3) der nicht degenerativ veränderten thorakalen und lumbalen Wirbelsäule ohne Operationsindikation ist die konservative Behandlung mit Analgesie, Physiotherapie und früher Mobilisation sinnvoll und einer Orthese nicht unterlegen. Eine operative Therapie führte auch bei konservativ behandelbaren Frakturen früher zu verbesserter Funktionalität und Schmerzempfindung. Langzeitvergleiche zeigten keine Unterschiede im funktionellen Ergebnis. Die Erfassung des neurologischen Defizites, des funktionellen Behandlungserfolges und des Kyphosewinkels erfolgten vielfältig, was die Vergleichbarkeit der Studien reduzierte. Die Studienqualität ist bei Evidenzlevel Ib–IIa häufig mit hohem Risiko für Verzerrungen eingeschränkt. Eine Orthese kann bei diesen Erkrankungsbildern eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen der konservativen Schmerztherapie sein. Als Monotherapie ist die Orthesenbehandlung nicht zu empfehlen.