Im psychotherapeutischen Diskurs hat sich das Konzept der Alliance rupture für die Wahrnehmung und Anerkennung von Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung etabliert. Ausgehend von der freien Improvisation in der psychodynamischen Musiktherapie werden Alliance ruptures auf die musiktherapeutische Beziehung bezogen. Das Potenzial von Musiktherapie wurde in der musiktherapeutischen Prozessforschung v. a. in Bezug auf Abstimmungs- und Synchronisationsvorgänge untersucht, während die Analyse von Fehlabstimmungen und negativen Spannungen bisher kaum beachtet wurde. Alliance ruptures gehören zum therapeutischen Alltag. Obwohl der Umgang mit musikalischen Alliance ruptures eine Herausforderung darstellt, beeinflusst die Behebung von negativen Spannungen den Therapieerfolg entscheidend. Musikalische Alliance ruptures in Form von Rückzug, dominant-lautem Spiel und Fehlabstimmungen werden anhand von 3 Fallvignetten demonstriert. Die Behebung („repair“) der musikalischen Alliance rupture erfolgt in der Improvisation und/oder der verbalen Reflexion. Abschließend wird die Bedeutung des integrativen Konzepts der Alliance rupture für die Ausbildung und für zukünftige Forschungsfelder herausgestellt.