Zusammenfassung Ängste und Depressionen bei Jugendlichen haben schon in den Jahren vor der COVID-19-Pandemie zugenommen und dann im Pandemiegeschehen noch einmal eine deutliche Steigerung erfahren. In diesem Artikel werden die unterschiedlichen klinischen Ausdrucksformen dieser emotionalen Syndrome detailliert dargestellt und auch die Entwicklungswege einer Kombination beider Störungen expliziert. Auch subklinische Formen von Angst und Depression haben schon deutliche klinische Auswirkungen und beeinträchtigen die Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz. Die „avolitionale Depression“ (Depression mit schweren Antriebsstörungen) wird als Sonderform erwähnt. Pathogenetische Bausteine – von einer genetischen Vulnerabilität bis zu psychosozialen Belastungsfaktoren – kommen im Licht der Tatsache zur Diskussion, dass Ängste und Depressionen beim weiblichen Geschlecht im Jugendalter etwa doppelt so häufig auftreten wie beim männlichen. Die Einbettung der Störungen in das aktuelle Zeitgeschehen zeigt die besondere Bedeutung der selbstreflexiven Emotion „Scham“ im jugendlichen Entwicklungsprozess. Vor einer Verknappung und Dysfunktionalität des emotionalen Dialogs zwischen wichtigen Bezugspersonen und Kindern muss gewarnt werden. Dessen Rolle für die Selbst- und Affektregulation der Jugendlichen ist nicht zu unterschätzen. Den Abschluss bildet eine Übersicht über die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen bei Ängsten und Depressionen im Jugendalter.