Abstract Die Geschichte schwuler Befreiung in den 1970er Jahren ist bisher hauptsächlich aus dem Blickwinkel radikaler oder links-alternativer Aktivisten erzählt worden, mit einem Fokus auf Gruppen wie der Gay Liberation Front in New York oder der Homosexuellen Aktion Westberlin. Um dieses Narrativ zu differenzieren, analysiert der Autor Kulturen des Konservativen in der Schwulenbewegung der 1970er Jahre durch einen Vergleich der Bundesrepublik mit den USA. Craig Griffiths beleuchtet Diskurse über Verantwortung und Vorsicht näher und konzentriert sich darauf, dass es schwule Männer gab, die sich als normal und vernünftig charakterisierten. Sie lehnten Konfrontation oder Extravaganz ab, und schon darin zeigt sich, dass Begriffe wie Befreiung, Emanzipation oder sogar gay power keine festen Bedeutungen hatten – schon gar nicht solche, die ausschließlich radikal oder konservativ gewesen wären.