Lumbale Bandscheibenvorfälle sind eine Verlaufsvariante der Bandscheibendegeneration und zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern an der Wirbelsäule im mittleren Lebensalter. Genetische Prädisposition und externe Faktoren wie Übergewicht, Nikotinkonsum, Extrembelastung der Wirbelsäule sowie Bewegungsmangel sind die wichtigsten ätiologischen Faktoren für das Auftreten eines Bandscheibenvorfalls. Leitsymptom des lumbalen Bandscheibenvorfalles ist eine radikuläre Symptomatik durch Druck auf einen oder mehrere Spinalnerven. Die klinischen Symptome reichen von einer reinen Schmerzsymptomatik über Sensibilitätsstörungen bis hin zu motorischen Ausfallserscheinungen mit signifikanten Lähmungen. In 1–1,5 % der Fälle kommt es zu einer Kauda- oder Konussymptomatik mit Blasen- und/oder Mastdarmstörungen oder zu rasch progredienten neurologischen Ausfallserscheinungen (< 24 h). Diese stellen eine wirbelsäulenchirurgische Notfallsituation mit absoluter Operationsindikation dar. In allen anderen Fällen ist zunächst ein konservativer, am besten multimodaler Therapieversuch indiziert. Die chirurgische Therapie des lumbalen Bandscheibenvorfalls ist minimal-invasiv mit dem Ziel der suffizienten Dekompression der neuralen Strukturen. Dabei stehen 2 Technologien (endoskopische und mikrochirurgische Operationstechnik) sowie 5 verschiedene Zugangswege (endoskopisch: interlaminärer und transforaminaler Zugang sowie mikrochirurgisch: interlaminärer, translaminärer und extraforaminaler Zugang) zur Verfügung. Die Nachbehandlung ist frühfunktionell mit rascher Mobilisierung und schrittweiser Rückkehr in den normalen als auch beruflichen Alltag. Postoperative Rehabilitationsmaßnahmen werden häufig durchgeführt, haben jedoch keinen wissenschaftlich gesicherten Einfluss auf das Operationsergebnis. Dieser Beitrag beleuchtet die diagnostischen und therapeutischen Verfahren, Techniken und Besonderheiten dieses sozialmedizinisch sehr bedeutsamen Krankheitsbilds.